Europas größte Volkswirtschaft erhält gute Nachrichten, verliert „großen Gaskunden“, was plant Russland?

Báo Quốc TếBáo Quốc Tế30/10/2023

IEA-Experten sagen, das „goldene Zeitalter des Erdgases“ gehe zu Ende, stattdessen werde ab 2025 mit einem starken Anstieg des weltweiten LNG-Angebots gerechnet.
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Das Flüssiggas-Zeitalter beginnt – gute Nachrichten für deutsche Verbraucher? (Quelle: Reuters)

Ab 2025 dürften die weltweiten Lieferungen von Flüssigerdgas (LNG) stark ansteigen. Der Anteil Russlands am internationalen Gashandel könnte in Zukunft deutlich zurückgehen. Für die deutschen Verbraucher sei der starke Anstieg bei LNG eine gute Nachricht, kommentierte die DW .

Das goldene Zeitalter des Erdgases geht zu Ende

In Deutschland sind die Gaspreise trotz der Maßnahmen der Bundesregierung zur Begrenzung der Energiepreise nach wie vor deutlich höher als vor dem militärischen Sondereinsatz in der Ukraine.

Als Russland im vergangenen Jahr die Gaslieferungen nach Deutschland einstellte, war die Regierung gezwungen, weltweit Flüssigerdgas zu kaufen. LNG wird in zunehmenden Mengen nach Deutschland geliefert.

Die Knappheit und der hohe Preis dieses Rohstoffs auf dem Weltmarkt zwangen die größte Volkswirtschaft Europas dazu, weitere Milliarden Euro auszugeben, um die notwendige Menge für den Inlandsverbrauch zu beschaffen.

Aber es wird besser. Laut der neuesten Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) wird das weltweite LNG-Angebot bereits im Jahr 2025 deutlich steigen.

Zudem wird der Gasbedarf sukzessive sinken. Dies führt nicht nur zu einem Abwärtsdruck auf die LNG-Preise und macht Gas in Deutschland und Europa erschwinglicher; sondern auch geopolitische Konsequenzen haben.

Der Weltgasmarkt wird nach und nach mit LNG überschwemmt, sagt IEA-Chefökonom Tim Gould.

Aufgrund des harten Wettbewerbs unter den LNG-Lieferanten wird es nur eine begrenzte Anzahl an Abnehmern geben, die das durch die russischen Pipelines fließende Erdgas abfangen können.

Aus dem jüngst von der IEA veröffentlichten Bericht „World Energy Outlook 2023“ geht hervor, dass die Zahl neuer LNG-Projekte ab 2025 mit beispielloser Geschwindigkeit zunehmen wird. Bis 2030 wird die weltweite LNG-Kapazität im Vergleich zur Gegenwart um 45 % steigen. Gleichzeitig wird der Gesamtgasbedarf ab 2030 schrittweise sinken.

Laut den Autoren des Berichts „World Energy Outlook 2023“ geht das „goldene Zeitalter des Erdgases“ zu Ende.

Der Bedarf an Gas zur Gebäudebeheizung hat seinen Höhepunkt überschritten. Die Dämmung von Gebäuden und die starke Zunahme der Klimatisierung führen derzeit dazu, dass der Gasbedarf in den nächsten Jahren stark zurückgehen wird.

Schon vor dem Nachfragerückgang wuchs der Weltmarkt für Flüssiggas.

Die International Gas Union (IGU), ein internationaler Verband der Gasindustrie, bestätigte diesen Trend. Demnach sind derzeit 668 LNG-Tanker und Gas-to-Liquid-Schiffe auf den Weltmeeren im Einsatz, während 312 neue Schiffe in den Auftragsbüchern der Werften stehen.

In jüngster Zeit erweitern und bauen amerikanische Unternehmen wie Venture und Cherniere neue Gasverflüssigungsanlagen in Plaquemines, Louisiana, Corpus Christi und Port Arthur, Texas. Es wird erwartet, dass an diesen Standorten in den kommenden Jahren weiterhin viele neue Gasverflüssigungsanlagen in Betrieb gehen werden.

Mittlerweile haben die drei weltweit größten LNG-Exporteure, die USA, Australien und Katar (mit jeweils rund 20 Prozent Weltmarktanteil), Russland, den viertgrößten LNG-Exporteur der Welt (mit rund 8 Prozent Weltmarktanteil), weit hinter sich gelassen. Russland liefert derzeit große Mengen Flüssigerdgas nach Europa, da es in diesem Sektor keine europäischen Sanktionen gibt.

Russland hat seine Position verloren?

Experten der IEA sagen, dass die Zukunft Russlands als führender LNG-Exporteur nicht sehr rosig sei.

Moskau plant den Ausbau von LNG-Anlagen, beispielsweise der Anlage Portovaya in der Ostsee. Doch die IEA kommt zu dem Schluss, dass Russland nicht in der Lage sein wird, seine Gasexporte wieder auf das Niveau vor 2022 zu bringen.

Im Gegensatz dazu wird erwartet, dass der Anteil des chinesischen Gases am internationalen Handel, der im Jahr 2021 bei 30 Prozent lag, bis 2030 auf nur noch die Hälfte sinken wird.

„Die Kalkulation des Kremls, den Verlust europäischer Kunden durch den Verkauf von Gas nach Asien kompensieren zu können, geht nicht auf.

Die Pipeline „Power of Siberia 1“, die Erdgas von Russland nach China transportieren wird, wird nach Prognose der IEA nur einen Bruchteil der Kapazität der bisherigen Pipeline Nord Stream 1 in der Ostsee haben.

Moskau möchte nun eine größere Pipeline nach China bauen: die „Power of Siberia 2“ – mit einer Kapazität, die in etwa der der Nord Stream-Pipeline entspricht. Medienberichten zufolge steht die offizielle Genehmigung des Projekts durch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt allerdings noch aus.

Die IEA urteilte: „Russland hat seinen größten Kunden verloren – Europa.“

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Deutschland könnte auf alternative Gaslieferungen aus Russland zugreifen. (Quelle: Reuters)

Deutschland erweitert Optionen

Da der LNG-Markt schnell wächst, kann Deutschland mittlerweile auf alternative Gaslieferungen aus Russland zugreifen. Zudem dürften in der nächsten Zeit die Gaspreise in Europa sinken, sodass sowohl die Heizkosten als auch die Strompreise in Deutschland sinken werden.

In Deutschland gewannen Gaskraftwerke nach der Schließung von Atom- und Kohlekraftwerken an Bedeutung, da erneuerbare Energien den Verbrauchsbedarf nicht mehr decken konnten. Mit den steigenden Gaspreisen sind in letzter Zeit auch die Strompreise allgemein stark angestiegen.

Niedrigere Gaspreise wären daher eine gute Nachricht für den Energiesektor, da sie zumindest mittelfristig die Produktionskosten der Kraftwerke senken.


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