Laut „The Gambling Atlas“, der auf Daten aus dem Jahr 2021 basiert, spielen 30 % der Erwachsenen in Deutschland. Diese Zahl ist zwar gegenüber den 55 Prozent aus dem Jahr 2007 gesunken, doch der Bericht kam immer noch zu dem Schluss, dass 7,7 Prozent der Erwachsenen finanzielle, soziale oder gesundheitliche Probleme hatten.
Abbildung: privat
„Glücksspiel macht die Menschen selten glücklich“, sagte Kommissar Blienert am Montag bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. „Glücksspiel ist eine Krankheit“, ergänzt Christina Rummel von der Deutschen Hauptstelle für Suchtprobleme (DHS).
Der gemeinsam vom Interdisziplinären Institut für Drogen- und Suchtforschung in Hamburg, dem Deutschen Zentrum für Suchtproblematik in Hamm und der Abteilung Glücksspielforschung der Universität Bremen herausgegebene Bericht gibt einen Überblick über die Glücksspielsituation in Deutschland.
Der Bericht identifizierte Männer und junge Menschen im Alter zwischen 21 und 35 Jahren als besonders anfällig für problematisches Glücksspiel sowie Menschen mit psychischen Störungen und starkem Alkoholkonsum.
Der Bericht definiert Spielsucht als „exzessive und destruktive Beteiligung“ am Glücksspiel, bei der der Spieler die Kontrolle verliert, immer größere Geldsummen verspielt, seine Sucht durch Lügen verheimlicht und sich von der Gesellschaft isoliert.
Auch Menschen mit Migrationshintergrund seien besonders gefährdet, heißt es in dem Bericht. Der Glücksspielexperte Tobias Hayer sagte der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), für traumatisierte Migranten oder Menschen, die sich in sozialer Randlage und finanziellen Schwierigkeiten befinden, könne Glücksspiel zu einer Form der Selbstmedikation werden.
Die COVID-19-Pandemie hat zudem einen fruchtbaren Boden für Spielsucht geschaffen, da gefährdete Menschen isoliert sind und unter finanziellem Druck stehen.
Neben den klassischen Spielautomaten in Spielhallen und elektronischen Spielen identifiziert der Bericht das Wachstum von Live -Sportwetten als einen wichtigen Bereich, der zur Spielsucht führt.
„Wer auf seinem Smartphone die Bundesliga-Ergebnisse checkt, wird sofort mit Angeboten von Sportwettenanbietern konfrontiert“, sagte Drogenbeauftragter Blienert.
„Wenn junge Menschen durch scheinbar harmlose Spiele zum Glücksspiel verleitet werden, läuft etwas schief“, sagte er und forderte ein Verbot von Glücksspielwerbung im Fernsehen vor 23 Uhr.
Da die deutsche Glücksspielbranche im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von 13,4 Milliarden Euro verzeichnete und Deutschland allein im Jahr 2021 5,2 Milliarden Euro an Steuern aus legalem Glücksspiel einnahm – doppelt so viel wie aus Alkohol –, bleibt die Branche enorm einflussreich.
Mai Anh (laut DW)
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